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Hauen, Beißen, Kneifen

Fiese Kinder-„Marotten“ stoppen

Vater und Tochter kuscheln zunächst ganz friedlich. Bis das Töchterchen Papa unvermittelt in die Nase beißt - Aua! Foto: Zeljko Dangubic/dpa

Bremen. Wenn ein Kind sprachlich noch nicht so weit ist, sucht es manchmal andere Wege, sich bemerkbar zu machen. Da kann es passieren, dass es Mama an den Haaren zieht oder Papa eine batscht, wenn ihm etwas nicht passt. Oder es zieht einem anderen Kind auf dem Spielplatz die Schaufel über den Kopf, weil es wagte, sein Backförmchen zu nehmen.

Die Hau-Drauf-Methode scheint aus Sicht des Wut-Zwerges ja erstmal auch ganz erfolgreich. „Wenn die Worte noch fehlen, bringt diese eine schnelle Lösung und vor allem eine rasche Reaktion sowie uneingeschränkte Aufmerksamkeit“, sagt Sozialpädagogin Dana Mundt von der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung. Und leider gebe es keinen Knopf am Kind oder ein ähnliches Patentrezept, solche Verhaltensweisen und „Marotten“ wieder abzustellen, auch wenn sich dies Eltern teils – und auch nachvollziehbar – sehr wünschen würden.

Eltern können ihre Kinder aber bereits früh unterstützen und begleiten. Hilfreich bei der sprachlichen Entwicklung sind etwa sogenannte Baby Signs. Das sind einfache Gebärden, die man zusätzlich einsetzt, wenn man mit dem Baby spricht. Ein Beispiel: Wenn man das Kind fragt, ob es etwas trinken möchte, führt man gleichzeitig die Hand zum Mund, als ob man selbst einen Becher hält.

Diese Methode funktioniere laut Dana Mundt recht gut bei Durst, Hunger, Schmerzen oder dem Bedürfnis nach Kuscheln. So können Kinder bereits früh nonverbal kurz zeigen, was sie möchten. Es klapp ja meist auch schneller, mit dem Finger auf die Marmelade zu zeigen, als „Marmelade“ auszusprechen.

Um die Sprache zu fördern, sei es zudem gut, beim Sprechen mit dem Kind direkten Blickkontakt zu halten. Nur so kann man sehen, ob das Kind wirklich zuhört. „Leider ist es heutzutage üblich, dass man am Handy tippt und sich nebenher unterhält, statt sich die Zeit zu nehmen, sich in die Augen zu schauen. Aber für die Sprachförderung ist der Blickkontakt total wichtig“, erklärt Mundt.

Außerdem können Eltern früh gemeinsam Bilderbücher anschauen und lesen und erzählen, was sie beim Spaziergehen sehen oder zusammen singen. All das ist sprachfördernd – ganz nebenbei. Da geht vieles auch spielerisch und musikalisch, sagt Mundt: „So kann man einen Musikgarten besuchen, wenn man selbst vielleicht nicht adhoc so viele Kinderlieder, Fingerspiele oder Reime beherrscht.“

Auch das Verbalisieren von Gefühlen findet Dana Mundt beim „Abstellen von Marotten“ wichtig. Wenn Eltern sehen, dass das Kind wütend ist und es etwa als Reaktion auf ein gemopstes Backförmchen zur Schippe greift, kann man dem Kind Worte geben: „Ich sehe, dich ärgert das – du bist ganz wütend. Kann das sein?“ Dabei sollten aber dennoch klar und deutlich Grenzen gesetzt werden, dass niemand angegriffen wird. Eltern sollten deutlich benennen, dass nicht gekratzt, gebissen, gehauen und gespuckt wird. Dann sagt man ganz klar: „Das geht nicht!“ oder „Das tut weh!“

In kniffligen Situationen kann man auch gemeinsam überlegen: Was kann das Kind machen, wenn ihm vielleicht die Worte fehlen? „Du bist wütend, weil dir das Kind die Schippe weggeschnappt hat. Aber lass uns doch mal überlegen, was du ohne die Schippe machen kannst. Siehe hier, da ist noch eine Schippe. Oder siehe da, der Eimer hier. Oder schau mal, die große Schaufel hier ist noch viel länger“, schlägt Mundt vor.

Beim Abgewöhnen dieser Verhaltensweisen sollten Eltern begleitend da sein und zuhören. Vielleicht auch nicht immer sofort eingreifen, sondern auch mal abwarten, ob das Kind die Situation allein bewältigt: „Das gilt natürlich nicht, wenn das Kind ein anderes kratzen, hauen oder beißen will – dann bitte dazwischengehen. Wenn es aber die Situation gut gemeistert hat, darf man auf keinen Fall vergessen, das Kind zu loben und es wertzuschätzen“, sagt Dana Mundt.

Autorin: Claudia Wittke-Gaida/dpa