Sicherheit, Vertrauen und ein gutes Bauchgefühl
Wo genau sollst du zur Welt kommen? Die meisten Eltern entscheiden sich für eine Klinikgeburt. Bei der Auswahl des Krankenhauses gilt dabei: gut aufs Bauchgefühl hören Foto: Christin Klose/dpa-tmn
Bremen. Wer ländlich wohnt und im Krankenhaus entbinden will, hat oft keine Wahl. Die nächstgelegene Geburtsklinik ist dann meist die einzige, die noch einigermaßen entspannt erreichbar ist, wenn sich das Baby auf den Weg macht.
Doch werdende Eltern, die in einer größeren Stadt leben, haben meist Auswahl. Wohin zur Geburt?
Entscheidend bei der Auswahl: das Gefühl von Sicherheit
„Das Wichtigste am Geburtsort ist, dass sich die Schwangere hier wohlfühlt. Sie sollte das Gefühl haben, dass sie sich an diesem Ort fallenlassen kann, weil sie sich hier sicher fühlt und Vertrauen hat“, sagt die Hebamme Nadja Sköries. Doch was genau werdenden Eltern ein solches Gefühl von Sicherheit gibt, ist ganz individuell. Einige möchten in einem Geburtshaus oder zu Hause entbinden, für andere steht fest: Wir wollen in ein Krankenhaus. „Beim ersten Kind wünschen sich viele zum Beispiel, dass eine Kinderklinik im Haus ist“, sagt die Hebamme. „Anderen ist es wichtiger, dass der Geburtsort kleiner und familiärer ist.“
Um herauszufinden, ob eine Klinik zu ihnen passt, können Eltern vorab zu Info-Abenden im Kreißsaal gehen. Dort gibt es einen ersten Eindruck – und die Möglichkeit, alle offenen Fragen zu stellen.
Die wichtigsten Fragen vorab
Aber was für Fragen? Nadja Sköries rät, bei der Besichtigung unter anderem die folgenden Punkte abzuklopfen: Wie viele Hebammen sind gleichzeitig im Dienst? Sind Arzt bzw. Oberärztin immer anwesend oder müssen sie nachts angerufen werden? Wie viele Geburtswannen gibt es und wie häufig werden sie benutzt? Welche (alternativen) Methoden der Schmerzbehandlung bietet die Klinik an? Gibt es Familienzimmer und was kosten sie?
Es gibt Kliniken, die bestimmte Zertifizierungen haben. Zum Beispiel das Label „Babyfreundlich“. Es sagt aus, dass die Klinik bestimmte Maßstäbe erfüllt, die die Weltgesundheitsorganisation WHO und das Kinderhilfswerk Unicef definiert haben. Zum Beispiel, dass Mutter und Kind, sofern gesund, nach der Geburt ausgiebig und ungestört Hautkontakt bekommen dürfen.
In einigen Klinken gibt es einen hebammengeleiteten Kreißsaal. Ärztinnen und Ärzte werden dort nur hinzugerufen, wenn es medizinisch erforderlich ist. Solche Kreißsäle gibt es rund 30 Mal in Deutschland.
Wieder andere Häuser haben sich auf Zwillingsgeburten, auf Frühchen oder auf Geburten aus Beckenendlage spezialisiert. Hier kommt es stark darauf an, welche Voraussetzungen die werdenden Eltern mitbringen.
Jeder sollte sich sicher und wertgeschätzt fühlen
Auch die Entfernung zum eigenen Wohnort spielt eine Rolle: „Erfahrungsgemäß schauen die Eltern zu Beginn ihrer Suche, welche Klinik mit Geburtshilfe sich ihrer Nähe befindet“, sagt die Hebamme Maren Leerhoff.
Außerdem lassen sich viele Eltern davon beeinflussen, welche Erfahrungen befreundete Familien gemacht haben. „Die Mund-zu-Mund-Propaganda ist oft einer der entscheidenden Faktoren.“ Denn persönliche Empfehlungen sorgen für Vertrauen. Und genau das ist schließlich bei der Geburt so wichtig.
Vor allem auch gleichgeschlechtliche Paare oder Frauen, die bei der Geburt nicht vom Vater des Kindes, sondern von einer anderen Person begleitet werden, sollten auf ein gutes Gefühl bei der potenziellen Klinik achten. „Ich finde es sehr wichtig, dass sich alle zu jeder Zeit sicher und wertgeschätzt fühlen“, sagt Maren Leerhoff. „Der Kreißsaal muss für jeden Menschen ein sicherer Ort sein – ohne Angst vor Diskriminierung jedweder Art zu haben.“
Wichtig: Offen für alle Optionen sein
Auch mit der besten Vorbereitung kann es passieren, dass die Geburt am Ende ganz anders abläuft als erhofft. „Daher hilft es, sich im Vorfeld mental zu stärken, um offen für den eigenen Weg zu sein – egal, wie kurvig er ist“, sagt Nadja Sköries.
In vielen Geburtsvorbereitungskursen werden Möglichkeiten und Strategien vermittelt, mit denen Frauen sich selbst dabei unterstützen können, eine möglichst positive Geburtserfahrung zu haben. Das ist aus Sicht der Hebamme ein elementarer Aspekt: „Denn wenn wir es schaffen, uns innerlich wohlzufühlen, dann kann das Außen vielfach egaler sein.“
Autorin: Julia Felicitas Allmann/dpa